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Mobbing und Gewalt in deutschen Schulen

Ein Problem, das wir nicht ignorieren dürfen

Gewalt und Mobbing in deutschen Schulen – zwei Themen, die viele lieber ignorieren würden, die aber immer präsenter und bedrohlicher werden. Immer wieder erreichen uns Berichte über Vorfälle, die einem den Atem stocken lassen. Was früher als Ausnahme galt, scheint heute trauriger Alltag an vielen Schulen zu sein. Doch was steckt dahinter? Warum nehmen Gewalt und Mobbing an Schulen immer weiter zu? Und vor allem: Was können wir dagegen tun? Dieser Artikel wirft einen umfassenden Blick auf die alarmierenden Zustände in deutschen Schulen und versucht, Wege aus der Spirale der Gewalt aufzuzeigen.

Mobbing und Gewalt in deutschen Schulen: Ein wachsendes Problem

Man könnte meinen, Schulen seien sichere Orte – Orte des Lernens, der Entfaltung und des Miteinanders. Doch leider zeigen aktuelle Studien und Umfragen ein anderes Bild. Gewalt und Mobbing nehmen in den Schulen Deutschlands zu, und das nicht nur gefühlt. Die Zahlen sind erschreckend und lassen keinen Zweifel daran, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht.

Zahlen und Fakten: Wie schlimm ist es wirklich?

Laut einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) und Daten aus verschiedenen Bundesländern stiegen die Gewaltdelikte an Schulen in den letzten Jahren drastisch an. Besonders besorgniserregend sind die Entwicklungen in Nordrhein-Westfalen und Bayern. In Nordrhein-Westfalen gab es 2022 über 5.400 gemeldete Fälle von Gewalt an Schulen – ein Anstieg von mehr als 50 Prozent im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie. In Bayern gab es ebenfalls einen deutlichen Anstieg, mit insgesamt 1.674 gemeldeten Fällen im Jahr 2022. Das sind nicht nur bloße Zahlen; hinter jeder Zahl steht ein betroffenes Kind, ein Lehrer, der bedroht oder gar verletzt wurde.

Und das Problem beschränkt sich nicht nur auf diese Bundesländer. In Berlin beispielsweise verzeichnet die Polizei jeden Schultag im Durchschnitt mindestens fünf Einsätze, die auf Gewalt zurückzuführen sind. Auch in anderen Bundesländern wie Thüringen und Niedersachsen sind die Fallzahlen besorgniserregend hoch. Die Statistiken deuten auf eine steigende Tendenz hin – und das sollten wir nicht einfach hinnehmen.

Was erleben Lehrer und Schulleitungen in den Schulen?

Lehrer und Schulleitungen sind die ersten Zeugen dieser Entwicklungen. Sie erleben täglich, was in den Klassenzimmern, auf den Schulhöfen und sogar im digitalen Raum geschieht. Die Pädagogen-Gewerkschaft Verband Bildung und Erziehung (VBE) führt seit 2016 regelmäßige Umfragen unter Lehrkräften und Schulleitungen durch. Die Ergebnisse sind alarmierend: 62 Prozent der befragten Schulleitungen berichteten im Jahr 2022 von Gewalt gegenüber Lehrern. 2018 lag dieser Wert noch bei 48 Prozent.

Nicht nur verbale Übergriffe wie Beschimpfungen und Drohungen nehmen zu, auch die Anzahl der physischen Angriffe auf Lehrkräfte ist gestiegen – von 26 auf 32 Prozent. Und das ist noch nicht alles: Angriffe über das Internet, also Cybermobbing, sind ebenfalls auf dem Vormarsch. Die digitale Welt wird immer mehr zu einer Bühne für Gewalt und Mobbing, die Lehrer und Schüler gleichermaßen betrifft.

Die Aussagen der Lehrer sprechen Bände

Viele Lehrkräfte haben das Gefühl, dass die Bereitschaft zur Gewalt unter Schülern zugenommen hat. Waffen, insbesondere Messer oder sogenannte Anscheinswaffen, tauchen häufiger in den Schulen auf als früher. Diese Entwicklung macht nicht nur die Lehrer, sondern auch die Schüler zunehmend unsicher. Doch was treibt Kinder und Jugendliche dazu, solche Gegenstände überhaupt mit in die Schule zu nehmen? Sind sie selbst gewaltbereit, oder haben sie einfach nur Angst und suchen nach Schutz? Eine klare Antwort darauf gibt es nicht – die Gründe sind vielfältig.

Was sind die Ursachen für Mobbing und Gewalt an Schulen?

Es wäre zu einfach, die Schuld allein bei den Schülern zu suchen. Die Gründe für Mobbing und Gewalt sind vielfältig und reichen weit über die Schulmauern hinaus.

Die Wurzeln der Gewalt

  • Familiäre und soziale Hintergründe: Gewalt beginnt oft dort, wo sie erlebt wird. Kinder und Jugendliche, die in ihrem häuslichen Umfeld Gewalt erfahren, neigen eher dazu, aggressives Verhalten auch in der Schule zu zeigen. Ein geringes Selbstwertgefühl und Defizite in der Selbststeuerung können die Hemmschwelle für gewalttätiges Verhalten senken.
  • Medien und Online-Plattformen: Gewaltinhalte in Medien, Spielen und auf Social-Media-Plattformen beeinflussen das Verhalten junger Menschen. Was sie dort sehen, wird oft unreflektiert in die Realität übertragen. Es ist erschreckend, wie sehr die Hemmschwelle für Gewalt durch die alltägliche Konfrontation mit brutalen Inhalten gesunken ist.
  • Gruppenzwang und soziale Akzeptanz: In vielen Fällen ist Gewalt auch ein Ausdruck von Gruppenzwang. Schüler wollen in ihrer Peer-Group akzeptiert werden und fühlen sich unter Druck, sich entsprechend zu verhalten. Leider ist Gewalt in manchen Gruppen ein Mittel, um Anerkennung zu erlangen oder sich Respekt zu verschaffen.

Die Rolle der Schule und des Umfelds

Schulen sind mehr als nur Orte des Lernens; sie sind auch soziale Räume, in denen Kinder und Jugendliche einen Großteil ihrer Zeit verbringen. Wenn hier Gewalt auftritt, stellt sich die Frage, wie Schulen und Lehrkräfte darauf reagieren können und sollten.

Was kann man gegen Mobbing und Gewalt an Schulen tun?

Die Lösung für das Problem ist keineswegs einfach, und es gibt kein Patentrezept. Dennoch gibt es verschiedene Ansätze und Präventionsprogramme, die bereits an einigen Schulen umgesetzt werden und zumindest einen Teil des Problems abmildern können.

Mehr Sozialarbeit und Unterstützung

Viele Schulen setzen verstärkt auf Sozialarbeit, um den Schülern bei der Bewältigung ihrer Probleme zur Seite zu stehen. Schulsozialarbeiter bieten nicht nur Gesprächsangebote, sondern helfen auch dabei, Konflikte zu lösen und Mobbing zu verhindern. Leider fehlt es oft an ausreichend Personal, Zeit und finanziellen Mitteln, um diese wichtigen Angebote flächendeckend umzusetzen.

Präventionsprogramme und Schulungen

In einigen Bundesländern gibt es bereits spezielle Präventionsprogramme wie „PIT – Prävention im Team“, das darauf abzielt, Gewalt in Schulen frühzeitig zu erkennen und zu verhindern. Darüber hinaus wurde in Nordrhein-Westfalen das Präventionsnetzwerk #sicherimDienst gegründet, das Lehrkräften Informationen, Schulungen und Handlungsempfehlungen bietet, um besser mit Gewaltvorfällen umzugehen.

Auch Schulen selbst entwickeln eigene Initiativen. Die Gesamtschule Uellendahl-Katernberg in Wuppertal zum Beispiel hat das Programm „FLAIR“ ins Leben gerufen, das Schülern beibringt, freundlich, respektvoll und fair miteinander umzugehen. Solche Programme sind wertvoll, denn sie setzen dort an, wo die Gewalt entsteht – im Umgang miteinander.

Politik in der Pflicht

Es ist jedoch nicht allein die Aufgabe der Schulen, gegen Gewalt und Mobbing vorzugehen. Die Politik muss ihrer Verantwortung gerecht werden und Schulen die notwendigen Ressourcen zur Verfügung stellen. Mehr Sozialarbeiter, besser ausgestattete Schulen, moderne Präventionsprogramme – all das sind Baustellen, die dringend angegangen werden müssen. Zudem fordert der Verband Bildung und Erziehung (VBE) eine bundesweit einheitliche Erfassung von Gewaltvorfällen an Schulen. Nur so lässt sich das Problem in seinem vollen Umfang begreifen und wirksam bekämpfen.

Lehrer am Limit: Die Folgen von Gewalt und Mobbing für das Lehrpersonal

Die steigende Gewalt an Schulen bleibt nicht ohne Folgen für die Lehrkräfte. Die Belastung steigt, der Stress nimmt zu, und immer mehr Lehrerinnen und Lehrer fühlen sich emotional erschöpft. Eine repräsentative Studie des „Deutschen Schulbarometers“ ergab, dass sich mehr als ein Drittel der befragten Lehrkräfte mehrmals pro Woche emotional ausgebrannt fühlt. Vor allem jüngere und weibliche Lehrkräfte sowie Grundschullehrer sind hiervon besonders betroffen.

Auswirkungen auf die Schulgemeinschaft

Mobbing und Gewalt betreffen nicht nur die direkt Beteiligten, sondern die gesamte Schulgemeinschaft. Die Atmosphäre an den Schulen leidet, und ein Gefühl der Unsicherheit breitet sich aus. Zudem sind marode Schulgebäude und Personalmangel weitere Faktoren, die den Druck auf Lehrkräfte und Schüler erhöhen. Umso wichtiger ist es, dass Schulen als Orte des Miteinanders und der Sicherheit wahrgenommen werden.

Fazit: Ein gesamtgesellschaftliches Problem erfordert gemeinsames Handeln

Mobbing und Gewalt in deutschen Schulen sind keine Einzelfälle mehr – sie sind ein Spiegelbild gesellschaftlicher Entwicklungen. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von familiären Problemen über Medienkonsum bis hin zu Gruppendynamiken. Schulen, Lehrer, Eltern und die Politik sind gleichermaßen gefordert, diese Herausforderung anzunehmen und nach Lösungen zu suchen.

Programme zur Gewaltprävention, mehr Sozialarbeit, gezielte Schulungen für Lehrkräfte und eine offene, transparente Kommunikation über das Thema sind Schritte in die richtige Richtung. Doch das allein wird nicht reichen. Es braucht einen gesamtgesellschaftlichen Kraftakt, um das Problem an der Wurzel zu packen und Schulen wieder zu sicheren Orten des Lernens und der Entwicklung zu machen.